
Offener und toleranter Umgang mit psychischen Erkrankungen
Bei einem Besuch in der Klinik am Leisberg informierte ich mich über das Therapieangebote und Anliegen der Privatklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Anlässlich der Bundesweiten Woche für Seelische Gesundheit wollte ich mit diesem Besuch ein Zeichen setzen für einen offenen und toleranten Umgang mit Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen.
Die Klinik am Leisberg wurde von Dr. Thomas Falbesaner im Jahr 2002 gegründet. Kennzeichnend für die Klinik ist ein sehr intensives Therapiekonzept mit rund 28 Therapiestunden pro Woche, darunter mindestens drei Einzelstunden. Außerdem wird eine sehr familiäre Atmosphäre und intensive Patientengemeinschaft mit rund 30 Behandlungsplätzen gepflegt, erklärte mir Dr. Falbesaner. Auch mit ehemaligen Patienten bleibe die Klinik in Kontakt, so finde zum Beispiel ein jährliches Ehemaligentreffen statt.
Die Klinik hat eine eigene Abteilung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren. Darüber hinaus ist die Patientenschaft altersmäßig bunt durchmischt von jungen Erwachsenen bis ins hohe Alter. Das zeigt: Psychische Probleme können jeden treffen, von Abiturienten über Berufstätige bis zu Rentnern.
Die gängigsten Krankheitsbilder beinhalten Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie, Belastungsstörungen wie Depressionen oder Burn-Out, Angst- und Panikstörungen, ADHS, posttraumatische Belastungsstörungen sowie Borderline-Persönlichkeitsstörungen. Durchschnittlich verweilen die Patientinnen und Patienten sechs bis acht Wochen in der Klinik. Bei jungen Erwachsenen verlängert sich der Aufenthalt meist um 2-4 Wochen, erfuhr ich von Chefarzt Dr. Norbert Schmidt.
Im Vergleich zu öffentlichen Akutkliniken, sei am Leisberg meistens sehr schnell ein Platz verfügbar. Pro Tag entstehen Kosten von rund 400 Euro für Unterkunft und Therapie. Von privaten Kassen werden diese Kosten vollständig, von gesetzlichen Kassen teilweise getragen, so Franziska Falbesaner, die für Marketing und Kommunikation zuständig ist.
Ein Corona-Fall ist dank strenger Hygieneregeln in der Klinik noch nicht aufgetreten. Allerdings ist seit Beginn der Krise die durchschnittliche Belegung um rund ein Drittel gefallen, auf aktuell rund 20 Behandlungsplätze.
Am meisten imponierte mir ein Gesprächsaustausch mit einer Patientenrunde der Klinik: Mich beeindruckt mit wie viel Mut, Offenheit und Motivation die Patientinnen und Patienten in der Klinik am Leisberg ihre Therapie anpacken. Als Bundestagsabgeordneter nehme ich viele Anregungen mit nach Berlin, sowohl was einen unbürokratischeren Zugang zu Therapien betrifft, als auch den notwendigen Abbau von tradierten Vorurteilen in Gesellschaft und Arbeitswelt.
Wenn sich auch eure Seele in einem ganz schwarzen Loch wiederfindet: Es gibt professionelle Hilfe! Kontaktiert eure Ärzte und sucht geeignete Therapieangebote! Für Politik und Gesellschaft gilt gleichermaßen: Psychische Probleme können jeden einzelnen von uns treffen. Es gibt noch viel Aufklärungsarbeit, damit psychische Erkrankungen ihr Stigma komplett verlieren und betroffene Menschen an unserer Gesellschaft und ihren Ausbildungs-, Studien- und Arbeitsplätzen positiv teilhaben können.
Mit der „Offensive Psychische Gesundheit“ setzt sich die CDU-geführte Bundesregierung aktuell für mehr Offenheit, einen besseren Zugang zu Präventionsangeboten und eine stärkere Vernetzung unter den Präventionsakteuren ein.
Foto (von links): Franziska Falbesaner, Dr. Thomas Falbesaner, Dr. Norbert Schmidt, Kai Whittaker