
Wie soll die Organspende künftig geregelt werden?
Vor kurzem durfte ich ein CDU-Mitglied für 50 Jahre Mitgliedschaft ehren. Mit seinen über 76 Jahren stand er beim Stehempfang in aufrechter Haltung da, ohne Gehhilfe, dafür mit schlanker Figur und wachen Augen. Täglich geht er eine Runde laufen.
Das Besondere an ihm: Er hatte ein Spenderherz. Alles, was er in den vergangen Jahren erleben durfte, verdankt er einem Menschen, dessen Herz nun in ihm weiter schlägt. Man merkte ihm die Demut an, als er im Kreis der CDU-Familie gewürdigt wurde. Nicht so sehr für seine Arbeit, sondern diesen Moment erleben zu dürfen.
Was das für ihn persönlich bedeutet, kann jeder von uns nur erahnen. Vielleicht ist da ein nagender Gedanke: Wer war der Spender? Woran ist er verstorben? Vielleicht ein befremdlicher Gedanke: Wie ist das, wenn ein Körperteil eines anderen Menschen zu „meinem“ Körperteil wird? Verändert es mich, wenn ein fremdes Herz – der symbolische Ort der Gefühle und der Liebe – in mir schlägt? Sicherlich ein zutiefst dankbarer Gedanke: Wird nicht jeder ein Geschenk, das ich sonst nicht hätte erleben dürfen?
Doch das sind die Gedanken, wenn ein Spenderorgan gefunden und die Operation glücklich verlaufen ist. Bis dahin ist es für die meisten ein nervenzerreibender Weg. Über 9.400 Menschen warten in Deutschland auf ein Organ, knapp 800 Menschen haben mindestens ein Organ gespendet. Die Wartezeit beträgt bis zu sechs Jahre. Allein diese drei Zahlen zeigen, dass viele Menschen umsonst hoffen.

Nun beginnt eine intensive Diskussion ob, und wenn ja in welcher Form, die aktuelle Spendenpraxis geändert werden muss. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat mit Kollegen vorgeschlagen, eine Widerspruchslösung einzuführen. Sprich: Wer nicht sagt, dass er nicht spenden will, ist automatisch ein Spender. Die Sprecherin der Arbeitsgruppe Gesundheit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Karin Maag (CDU), legt ein anderes Modell vor: Danach sollen beispielsweise Einwohnermeldeämter beim Ausstellen von Reisepässen und Personalausweisen auch verpflichtend abfragen, ob man ein Organ spenden will.
Gut ist, dass endlich Bewegung in die Debatte kommt. Welche der beiden Optionen die bessere ist, darüber müssen wir auch als Union vor dem Hintergrund des christlichen Menschenbildes debattieren. Auch ich habe da noch keine abgeschlossene Meinung. Die persönliche Freiheit mit dem Lebenswunsch der Patienten in Balance zu bringen ohne dadurch Missbrauch zu ermöglichen, ist für mich aber die entscheidende Frage.
Was denken Sie über das Thema Organspende?
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Welche Gedanken haben Sie zu diesem Thema?
Ich würde mich über Ihre Meinung sehr freuen!